Viele landwirtschaftliche Betriebe engagieren sich dafür, hochwertige Lebensmittel ressourcenschonend herzustellen. Gleichzeitig stehen sie vor Herausforderungen wie Trockenheit, Hitze, Starkregen, Sturm. Unter dem Motto „Aktiv für den Klimaschutz – Was Landwirte tun können“ lud daher das Landwirtschaftliche Bildungszentrum (LBZ) Echem am 23. April 2021 zu einer Tagung auf das Gelände des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums ein.

Zielgruppe waren Landwirte, die sich aktiv mit dem Thema Klimaschutz und Klimawandelanpassung befassen. Zahlreiche Landwirte und Vertreter aus Landwirtschaftsverbänden und Politik nahmen an dem Austausch teil.
Nach einführenden Worten durch Öffentlichkeitsreferentin Anne Zetl und der Begrüßung durch den stellvertretenden Geschäftsführer des LBZ Echem, Dr. Uwe Clar, begann der fachliche Teil der Veranstaltung.
Claas Steinhauer vom BVNON, Leiter des Projektes „KlimaBauern – Landwirtschaft macht Klimaschutz“, stellte das Projekt vor und ging in seinem Vortrag auf die Klimabilanzen landwirtschaftlicher Betriebe ein. Grundsätzlich stellte er mit Blick auf den Ausstoß von Treibhausgasen (THG) fest: „Unser Tortenstück wird größer.“ Und das, auch wenn wir  weiterhin besser werden. Denn die Effizienz steige, aber auch andere Sektoren nutzen ihre Potentiale und verringern ihre Emissionen. In der Landwirtschaft hingegen arbeitet man mit lebendigem Boden und Tieren. Seit dem Referenzjahr 1990, sei je Einheit Treibhausgas die Effizienz um 9 bis 21 % gestiegen, je nach Produkt. Im Agrarland Niedersachsen seien die THG zudem stabil geblieben.
Auf den Vergleich zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft angesprochen, differenzierte Steinhauer. Wenn man nur auf die Emissionen schaue, sind bei ökologischer Landwirtschaft die absoluten Emissionen je Fläche meist niedriger, bei konventioneller Landwirtschaft hingegen die Emissionen pro Produkteinheit. Dies komme auch auf die Umstände an. In einzelnen Fällen kann der Unterschied größer oder kleiner ausfallen, ggf. kann sich dieses Bild in einzelnen Betriebszweigen umkehren. Man sollte sich hier aber nicht teilen lassen, sondern das Beste aus beiden Welten nutzen.

Anschließend stellte Dr. Clar die „Klimabilanz des LBZ Echem – Status Quo und Blick in die Zukunft“ vor. Auch Dr. Clar hat mit dem Rechner, der im KlimaBauern-Projekt genutzt wird, die einzelnen Produktionsrichtungen des LBZ im Hinblick auf den CO2-Ausstoß berechnet – Milchviehhaltung, Mutterkuhhaltung und konventionelle sowie ökologische Schweinehaltung. Dabei wurde deutlich, dass die Milchviehhaltung durch das Methan der Milchkühe in der Bilanz am schlechtesten dasteht. Die ökologische Schweinehaltung hingegen sei in Teilen durchaus positiv zu bewerten. Durch eine auch im Sinne des Tierschutzes sinnvolle Erhöhung der Nutzungsdauer der Milchkühe könne sich die Klimabilanz der Milcherzeugung verbessern. „Die Nutzungsdauer ist ein zentrales Klimatool“, so Dr. Clar. Eine weitere wichtige Stellschraube seien für ihn die Gebäude. Auf jedes Dach auf den Betrieben gehöre für ihn eine Photovoltaikanlage, forderte Dr. Clar.
Eine Einschätzung der sich auch das ehemalige BVNON-Vorstandsmitglied und Schweinehalter Karl Harless anschloss. In seinem Praxisbericht: „Klimaschutz auf unserem Betrieb – Im Maststall, auf dem Acker und im Wald“ berichtete „KlimaBauer“ Harleß von seinem „jungem Schulwissen und alter Erfahrung“, wie er eingangs betonte. „Wir haben uns vor Jahren entschieden, in der Schweinemast andere Wege zu gehen, erstmal in Richtung Tierwohl. Dass solche Veränderungen auch eine Klimarelevanz haben, da sind wir erst später draufgekommen. Das ist ein spannender Nebeneffekt“, so Harleß. Mit Blick auf die Nutzung des Daches habe man folgende Feststellung gemacht: „Die auf unserem Stalldach installierte PV-Anlage betreiben wir mit einem monetär interessanten Selbstverbrauch. Je mehr die Sonne scheint, umso mehr laufen die Lüfter, das passt mit der Schweinehaltung gut zusammen.“

Wie sich die Uelzener Molkerei Uelzena „Auf dem Weg zur klimafreundlichen Milchproduktion im Rahmen der Nachhaltigkeit“ befindet, schilderte in ihrem Vortrag Dr. Nanke Brümmer, Nachhaltigkeitsmanagerin. Auch sie bestätigte, dass gesunde langlebige Kühe mit einer hohen Milchleistung die Klimabilanz verbessern. Klimaneutralität ist ein riesiger Markt, sagte Frau Dr. Brümmer zu Beginn ihrer Ausführungen. Sie bekannte, dass es für produzierende Unternehmen ohne den Erwerb von CO2-Zertifikaten nicht möglich sei, Klimaneutralität zu erreichen.

Die Diskussion zeigte deutlich, wie groß der finanzielle Druck auf Seiten der Milchlieferanten momentan ist. Die Milchlieferanten arbeiteten in der Woche durchschnittlich 65 Stunden, erklärte Dr. Brümmer. Ein fairer Milchpreis sei deshalb ebenfalls ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeit, so die einhellige Meinung der anwesenden Milchviehhalter.

Zwei weitere fachlich spezifische Vorträge aus dem Bereich der Rinderhaltung: „Klimawandel und Trockenheit – Ist ein Umdenken im Futterbau erforderlich?“ von Grünland-Beraterin Dr. Christine Kalzendorf, LWK Niedersachsen sowie „Leguminosen: Anbau einheimischer Eiweißquellen“, von Christian Kreikenbohm der LWK Niedersachsen, rundeten die sehr gelungene Veranstaltung ab.